Archiv der Kategorie: Überwachung

Terrorismus und Überwachung im Film

Enemy of the state

Unsere Terrorismuswahrnehmung wäre ohne das Hollywood-Phantasma der Terrorismus- und Spionagefilme eine völlig andere. Wer erinnert sich nicht an „Enemy of the State”, an Filme wie „Minority Report” oder „Syriana” , die den Terrorismus immer auch mit dem Aspekt der (meistens von staatlicher Seite ausgehenden) Sicherheitsbemühungen verknüpfen. Hier sind ein paar Filme aufgeführt, die mir – ohne lange nachzudenken – eingefallen sind. Nicht selten werden Szenarien der totalen Überwachung entworfen, oder, sofern sich die meisten amerikanisch beheimateten Sicherheits- oder Geheimdienstmitarbeiter technischer Hilfsmittel bedienen können, die totale Satellitenperspektive mit filmischen Mitteln nachgestellt. CIA- und NSA-Mitarbeiter werden so zu Komplizen des allsehenden Auge Gottes…

Folgende Filme verbinden die Aspekte ›Terrorismus‹ und ›totale Überwachung‹:

Escape from New York („Die Klapperschlange”, John Carpenter, 1981),
Sliver (Philip Noyce, 1993),
12 Monkeys (Terry Gilliam, 1995),
The Siege („Ausnahmezustand“, Edward Zwick, 1998),
Snake Eyes („Spiel auf Zeit”, Brian de Palma, 1998),
The Truman Show (Peter Weir, 1998),
Enemy of the State („Der Staatsfeind Nr.1”, Tony Scott, 1998),
The End of Violence („Am Ende der Gewalt”, Wim Wenders, 1997),
Lost Highway (David Lynch, 1997),
Minority Report (Steven Spielberg, 2002),
Panic Room (David Fincher, 2002),
The Sum of all Fears („Der Anschlag“, Phil Alden Robinson, 2002),
Syriana (Stephen Gaghan, 2005),
Déjà vu (Tony Scott, 2006).
Auch: The War Within (Joseph Castelo, 2005),
Body of Lies („Der Mann, der niemals lebte“, Ridley Scott, 2008) und
The Kingdom („Operation: Kingdom“, Peter Berg, 2007).

Die Abbildung oben ist ein Filmstill aus „Enemy of the State“. Nicht nur, dass wir hier gleich (über den Spiegel) eine doppelte Perspektive auf den Protagonisten Robert Clayton Dean (gespielt von Will Smith) bekommen, und so selber zu Beobachtern werden (die wir ja durch die Kamera eigentlich sowieso schon sind) – wie immer weiß man auch hier nie, was sich hinter Spiegeln verbergen kann…

Ilija Trojanow/Juli Zeh: »Angriff auf die Freiheit«

„Wir wollen Sie warnen“
Der folgende Band ist zwar schon vor einiger Zeit erschienen und dennoch sollte „Angriff auf die Freiheit“ (2009 veröffentlicht) vom Autorenduo Ilija Trojanow/Juli Zeh hier erwähnt werden. In dem politischen Pamphlet geht es um die beängstigenden Entwicklungen im Zuge des „Krieg gegen den Terror“. – Solche Schriften gibt es doch zur Genüge, mögen manche denken. Das stimmt natürlich. Die Liste mit alarmierender Literatur über die Einschränkungen der Freiheitsrechte nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ist lang, vieles davon kann man getrost ignorieren. „Angriff auf die Freiheit“ sticht aber aus der Menge an Veröffentlichungen heraus. Der brilliant geschriebene Text wendet sich direkt an den Leser und skizziert mit drastischen Szenenentwürfen, Suggestivfragen, ironischen Wendungen und blankem Spott ein erschreckendes Bild gegenwärtiger Überwachung. Dabei haben sich die beiden Autoren nicht nur  wie viele andere Texte dazu hinreißen lassen, auf die Missstände hinzuweisen. Ganz am Ende beinhaltet der Text einen eindeutigen Appell und konkrete Handlungsanweisungen, wie der wachsame Bürger gegen die fragwürdigen Entwicklungen steuern kann.

Ilija Trojanow/Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit. Sicherheitswahn, Überwachungsstaat und der Abbau bürgerlicher Rechte. Frankfurt/Main u. a. O.: Büchergilde Gutenberg, 2009.

Trojanow/Zeh - "Angriff auf die Freiheit" - Cover

(Abb.: Buchcover der Lizenzausgabe bei Büchergilde Gutenberg.) Bei der Büchergilde Gutenberg finden Sie auch ein Interview mit beiden Autoren.

Hier ein treffendes Zitat aus dem Band:

„Wir sind dabei, unsere persönliche Freiheit gegen ein fadenscheiniges Versprechen von »Sicherheit« einzutauschen. Die gegenwärtige Gleichgültigkeit im Umgang mit der Privatsphäre lässt ahnen, wie Staat und Konzerne in Zukunft über uns verfügen werden, sollten wir ihnen erlauben, noch umfassendere Instrumente der Kontrolle einzuführen.“ (Trojanow/Zeh: Angriff auf die Freiheit; 127.)

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»Bild – Raum – Kontrolle«

Der Band „Bild – Raum – Kontrolle“ vereint unter den titelgebenden Begriffen eine Vielzahl äußerst aufschlussreicher Aufsätze zu den Themen wie zum Beispiel die sich ausweitende (Video-)Überwachung, die zunehmende Kontrolle des öffentlichen Raums und die falschen Annahmen beim Einsatz von CCTV bei der polizeilichen Ermittlungsarbeit. Zu Wort kommen beschlagene Autoren wie etwa David Lyon*, Leon Hempel, Eric Töpfer oder Clive Norris, von dem zum Beispiel Titel wie „The Maximum Surveillance Society: The Rise of CCTV“ und „Surveillance, Closed Circuit Television and Social Control“ erschienen sind.

Buchcover von "Bild - Raum - Kontrolle"

Jörg Metelmann & Leon Hempel (Hrsg.): Bild – Raum – Kontrolle: Videoüberwachung als Zeichen gesellschaftlichen Wandels, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2005.

*siehe auch David Lyon: Surveillance after September 11. Oxford & Cambridge, 2003. Hier gelangen sie zur Publikationsliste von David Lyon.

Literatur – »Bilder der Überwachung«

Hier ein kleiner Literaturtipp. Ein ganz wunderbares Buch zum Thema „Überwachung“:
Dietmar Kammerer: Bilder der Überwachung, Frankfurt/Main: Suhrkamp, 2008.
Weitere Informationen zu Kammerer bei Suhrkamp, beim perlentaucher und amazon. Sehenswert ist ebenfalls Dietmar Kammerers Blog – auch hier bei wordpress.com.

Buchcover von Dietmar Kammerers "Bilder der Überwachung"